21/06/2012 - 23/06/2012

wackelige beine, schlamm & zigeunermusik - die ersten tage in kolumbien

 

nachdem wir das segelschiff heil verlassen und wieder festen boden unter den füssen haben, suchen wir uns ein hostel und quartieren uns im "casa viena" ein. schön, nach einer woche wieder einmal richtig duschen zu können! wir sind alle relativ müde vom aufregenden see-abenteuer und fühlen uns (zumindest ich!) immer noch recht wackelig auf den beinen. after-sea-sickness, nennt sich das wohl. früh ist feierabend.

 

cartagena, eine wunderbare stadt mit genialem, herrlichem altstadtkern aus der kolonialzeit, werde ich in rund zwei wochen erneut besuchen, um hier meine freunde aus bogota zu treffen. wir schlendern am tag nach unserer ankunft durch die härzigen gassen, schlemmern eis und geniessen die sonne. es gibt viele restaurante, bäckereien, fliegende händler, frauen in bunten gewändern verkaufen früchte und säfte vor farbigen hausfassaden. das ausgehen klappt dann leider nicht so wirklich - die disco ist leer (wir waren wohl zu früh da - anmerkung: es war bereits nach mitternacht!), auf salsatanzen haben nicht alle lust und so enden wir, wie irgendwelche teenager, mit einem dosenbier herumhängend auf der strasse.

 

ausflug zum volcan de lodo el totumo - ein lustiges erlebnis. nicht weit von cartagena entfernt kann man auf diesen gerade mal 15 meter hohen vulkan steigen. dieser spuckt nicht lava, sondern schlamm aus! gase erzeugen druck, welcher den schlamm an die oberfläche drückt. man kann ein bad nehmen in dieser grauen, lauwarmen, schlammigen masse. es fühlt sich... ungewohnt an. ein komisch-schönes gefühl. danach wird der dreck im nahen see abgewaschen und später kriegen wir im kleinen stranddörfchen manzanillo del mar leckeren fisch serviert.

 

zurück in cartagena hören wir - nach einem wunderbaren sonnenuntergang - einer musiktruppe zu, welche auf dem placa de trinidad traditionelle, kolumbianische musik spielt. es hört sich sehr nach zigeunermusik an, die diese vor sich hindudelnden sombreros vom besten geben - doch der meute gefällts und selbst die jugend kolumbiens tanzt mit. schön, dass die kultur hier in jeder altersklasse so feierlich aufgenommen wird.

 

24 + 25/06/2012

santa marta und minca

 

die boots-truppe verkleinert sich ständig. noch acht der ehemals dreizehn gefährten machen sich mit mir auf nach santa marta. in einem modernen bus auf exzellenten strassenverhältnissen fahren wir in diese 4 stunden entfernte stadt. vier lachsfarbene flamingos gucken aufs meer, welches wasser ans sandige ufer wellt. es regnet.

 

santa marta hat nicht viel zu bieten. ausser dem belebten boulevard direkt am wasser gibt es nicht wirklich viel zu sehen und erleben - dafür sind die fruchtsäfte, die es hier überall zu kaufen gibt, wahnsinnig lecker (und günstig!). und auch die shrimp-cocktail-spezialität "ceviche" schmeckt. wohl auch aufgrund dessen, weil sie hier ketchup und mayo dazumischen und nicht - wie in panama city - "nur" limonensaft.

 

weil ich der nach urin stinkenden und dreckigen stadt entkommen will, mache ich mich am zweiten tag alleine auf nach minca. mit einem taxi collectivo (das auto fährt erst los, wenn alle vier plätze besetzt sind) fahre ich in das 650 m.ü.m gelegene örtchen. auf der hauptstrasse rennt uns ein junge entgegen, weil im während der fahrt ein kartoffelsack von der ladefläche des pick-ups gefallen ist. ein typ füllt billigen benzin vom kanister durch einen trichter in ein altes auto, welches (wie übrigens auch das taxi collective), die fahrzeugzulassung in der schweiz wohl seit jahren nicht mehr erhalten hätte...

 

minca selbst bietet praktisch nichts, aber genau deshalb bin ich auch hierher gekommen. die ruhe ist angenehm und der blick über das tal und santa marta vom mirador (zu deutsch: aussichtspunkt) schön. in einem restaurant trinke einen bio-kaffee, welches die spezialität dieser ortschaft ist. ich sehe viele schmetterlinge, schlendere durch die strässchen und besuche ein kunstlädeli und eine kreativ eingerichtete bar.

 

26/06/2012 - 30/06/2012

ciudad perdida

 

diese zwischen dem 11. und dem 14. jahrhundert erbaute präkolumbianische stadt liegt ca. 1'000 meter hoch in der sierra nevada de santa marta. die spanier haben die hier ansässigen tayrona vertrieben - die rund 150 steinterassen, die als fundament für die häuser gedient haben, wurden erst 1975 durch zufall entdeckt.

 

mit einem jeep werden wir auf holpriger strasse nach el mamey gefahren, wo die geführte tour zu dieser stätte beginnt. wir wandern durch wunderbare waldgegenden, mal mitten im jungle, mal durchqueren wir lichtungen, mal gehen wir über felder und balancieren uns über flüsse oder eine hängebrücke, mal sehen wir einen riesigen bambusstrauch, mal geht's durch dichtes schilf. auch ein abstieg zu einem wasserfall ist inbegriffen. die landschaft ist spektakulär und die aussichtspunkte bieten einen grandiosen blick auf die täler der sierra nevada. gerne springen wir ab und zu in den fluss und kühlen uns ab. es ist wahnsinnig heiss und die luftfeuchtigkeit ist enorm hoch - nach fünf minuten wandern ist das t-shirt jeweils komplett vollgeschwitzt. unser guide offeriert uns während den kleinen pausen orangen, wassermelone & ananas, cookies und süssigkeiten.

 

geschlafen wir in hängematten in den camps direkt am wanderweg. überrascht (und erfreut!) nehmen wir zur kenntnis, dass die toiletten modern und sauber sind (also doch nichts mit plums-klo...) und dass es sogar duschen gibt. das waschen erledigen wir aber meistens direkt im fluss. :-)

 

die tour selbst beginnt leider nicht so toll: tag eins bringt regen. und was für einen! riesige tropfen prasseln auf uns herunter, die wege verwandeln sich in flüsse. es sind regelrechte rutschpartien, die sich da auf der roten, schlammigen und glitschigen erde auf den steilen wegen abspielen. bis auf die knochen durchnässt und frierend erreichen wir ein haus an einem fluss mit reissendem, braunen wasser. negative nachricht: dies ist nicht unser schlafplatz. negative nachricht 2: der fluss muss überquert werden! ein seil wird zu einem typen am anderen ufer geworfen und festgebunden - hüfttief im wasser stehend durchschreiten wir die reissende strömung und erreichen alle heil das andere flussufer. abenteuer pur!

 

wir sehen einige tiere - viele schmetterlinge, ein frosch, schlangen, käfer, truthähne, ameisensarmeen und vögel. zudem besuchen wir eine hier wohnhafte indigene familie. alle mitglieder tragen weisse gewänder und haben lange haare. die geschlechtsunterscheidung ist trotzdem möglich: alle jungs tragen eine tasche und die mädchen farbige halsketten. was die wohl denken, die familien, wenn sieben weisse touristen mit kameras bewaffnet in ihr dorf stürmen und wie wilde ihre häuser und - wenn genehmigt - die personen selbst fotografieren? was sie wohl denken, von mir, wenn ich versuche, ein gespräch aufzubauen und fragen stelle, aber als antwort nur ein scheues lächeln erhalte und in grosse, mich anstarrende augen blicke? 

 

abends gibt es jeweils ein leckeres nachtessen, direkt vor ort über dem offenen feuer gekocht, und wir spielen karten, grillen marshmallows und diskutieren über alles mögliche. frühes zu-bett-gehen ist normal - bereits um 19 uhr ist es dunkel, man ist müde und unternehmen kann man, mitten in der wildnis, so rein gar nichts.

 

die ciudad perdiad selbst mit ihren ruinen ist beeindruckend und der ausblick von den plattformen über das grüne tal ist genial. aber es sind vorallem die tollen leute in meiner wandergruppe und das gesehene und erlebte während der tour, was mir besonders gut in erinnerung bleiben wird.

 

01/07/2012 - 03/07/2012

ab in die wüste: cabo de la vela

 

jetzt sind wir noch zu zweit: mit annika fahre ich in einem bus nach riohacha, wo wir umsteigen müssen und dann bei der kreuzung "4 vias" aussteigen. wir befinden uns in der region "la guajira" im norden-osten des landes, unweit der grenze zu venezuela. die vegetation verändert sich: niedrige bäume dominieren das bild. mit einem sammeltaxi geht es nach uribia, wo wir in der heissen sonne etwas warten müssen. wir platzieren uns auf der hinteren ladefläche eines jeeps - ein junge ruft durch das megafon, dass dieses taxi bald losfahren wird.

 

ab geht's durch die wüste. staubiger sand, einige steine, sträucher und kakteen. sonst nichts, ab und zu einige häuser. es ist holprig und unbequem. mir gegenüber sitzt ein grosi, an deren brust ihr enkelkind schlummert. die alte frau trägt ein blaues, traditionelles kleid, mit blumen verziert. als sonnenschutz hat sie sich ein küchenlumpen um den kopf gebunden. um ihren hals liegt eine farbige perlenkette, welche bei uns wohl nur kindergartenkinder tragen würden.

 

cabo de la vela ist ein klitzekleines dörflein direkt am meer. es gibt eine einzige sandige strasse, direkt dahinter stehen die häuser der hier ansässigen wayuu-familien, auf der anderen seite einige strohhütten und das meer. es hat einige restaurants und zwei klitzekleine supermärkte. bei praktisch allen familien kann man übernachten. wir nutzen die traditionelle schlafmöglichkeit und schlafen in den "chinchorros" - grosse, gemütliche hängematten.

 

nachdem wir uns im meer abgekühlt haben, fragt uns die besitzerin, ob wir duschen möchten. duschen? diesen luxus habe ich hier überhaupt nicht erwartet. dankend nehme ich aber ihre einladung an. der weg zur toilette führt in den hinterhof, an einem toten fisch vorbei, welcher da in einem becken für das abendessen bereit liegt. quietschende ferkel rennen mir aus dem weg. die "dusche" selbst funktioniert nach dem altbekannten schöpfprinzip: in einem grossen eimer steht wasser bereit, welches man sich mit einer suppenschale über den kopf giesst.

 

der sonnenuntergang ist spektakulär. kinder wollen armbändeli verkaufen, von unseren chips essen oder einen halben franken erbetteln, um sich guetzli kaufen zu können. einige hunde streunen herum und weil wochenende ist hat es realtiv viele einheimische touristen hier.

 

am zweiten tag gehen annika und ich nach dem frühstück dem kilometerlangen strand entlang und biegen dann rechts ab. wir wollen zum leuchtturm und ein freundlicher herr erklärt uns den weg, indem er mit seinen fingern einen groben plan in den sand zeichnet. wir schlendern durch die staubige gegend, wiederum hat es einige steine, kakteen und sonst nichts. obwohl es gerade mal 9 uhr ist, herrscht drückende hitze.

 

sonst machen wir den ganzen tag lang nichts (was könnten wir auch sonst tun hier...) - lesen, in den hängematten relaxen, kartenspielen mit den kindern unserer hostel-familie, joggen am strand und fruchtsaft trinken ist angesagt. am späten nachmittag fahren wir mit einem motorrad-taxi zum strand "pilon de azucar", wo das meer wellen an den orangfarbenen sand und an die kliffen schwemmt: ein wunderbarer ort mit einem hauch magie. ein genialer platz!

 

eigentlich hätten wir gerne einen ausflug zum nördlichsten punkt kolumbiens, punta gallinas, unternommen. aber: seit tagen hat man keinen telefonempfang und so kann der bootsmann nicht informiert werden, der uns abholen sollte. also entscheiden wir uns, wieder in die zivilisation zurückzukehren. einziges problem: die sammeltaxis fahren nur um 4 uhr in der früh! im dorf fragen wir nach einem privaten transport und señor daniel verspricht uns, dass er um 11 uhr bei unserem hostel ist. natürlich erscheint der señor daniel nicht und wir halten deshalb jedes vorbeifahrende auto (hier in der region kann man diese praktisch an einer hand abzählen...) an und fragen, ob wir bis nach uribia mitfahren könnten. erst um 14 uhr (!) erklärt sich eine frau bereit, uns dahinzuchauffieren - und verlangt erst noch einen horrenden preis dafür!

 

im gegensatz zur hinfahrt fühlen wir uns in ihrem modernen auto wie in einer limousine. überraschend moderne musik dringt aus den boxen. die dame wirkt bissig und rast die strecke regelrecht zurück. sie nimmt keine anderen autostöppler mit und schenkt auch den candy-bandits keine aufmerksamkeit. diese süssigkeiten-banditen, auch so ein thema: auf der strecke spannen findige kinder eine schnur, um die autos anzuhalten und den weg erst wieder freizugeben, wenn sie kekse und bonbos erhalten haben. unsere fahrerin bremst jedoch nicht ab und die kinder lassen jeweils enttäuscht die leine fallen, bevor die dame in das seil fährt.

 

von uribia kehren wir zurück nach riohacha und weil es bereits dämmert, entscheiden wir, die nacht hier zu verbringen.

 

04 + 05/07/2012

palomio

 

die stadt riohacha bietet praktisch nichts. annika und ich verbringen zeit im internet und watscheln ein bisschen durch die stadt. mittags nehmen wir dann abschied voneinander - fast vier wochen sind wir gemeinsam herumgereist.

 

am frühen nachmittag komme ich in palomio an. die lodge "la sirena" direkt am meer liegt verlassen zwischen dem steil abfallenden strand und kokosnusspalmen - ein toller ort, um zu relaxen, in der hängematte zu liegen und zu lesen. das örtchen selbst ist winzig. gelangweilt dreinblickende leute sitzen vor ihren leeren restaurants und warten auf kundschaft.

 

abends wird im restaurant neben der lodge feinen fisch serviert. mit den anderen gästen des hostels spiele ich karten, wir trinken bier und rum, sitzen lange unter dem sternenhimmel und geniessen die ruhe.

 

am donnerstag mache ich mich auf in das hügelige gebiet der sierra nevada. auch hier hat es wahnsinnig viele schmetterlinge und vögel, die im dichten wald umherfliegen. einige kogi (die hier ansässige indigene bevölkerungsgruppe) kommen mir entgegen. ein käfer an einem baum erzeugt ein ohrenbetäubendes geheule, welches man wohl am ehesten mit dem einer feuerwehrsirene vergleichen kann.

 

nach einem erfrischenden bad im fluss erreiche ich ein kleines dorf der kogi, welches gerade mal aus einem halben dutzend hütten besteht. ein mann winkt mich freundlich herein. ich unterhalte mich ein wenig mit ihm und seinem freund, einem bogotaner, welcher seit einem monat hier in der wildnis lebt. er hat einen spitzhut aufgesetzt und sieht so ziemlich daneben aus. 

 

krass, diese lebensumstände der indigenen bevölkerung hier in den bergen. die kleinkinder spielen barfuss auf dem staubigen boden, keine drei meter daneben tummeln sich schweine. die leute sind zurückhaltend. die häuser bestehen ganz einfach aus stroh, einigen holzstämmen und sind karg eingerichtet. die männer stecken sich kokablätter in den mund, welche sie zerkauen. die blätter helfen hunger, müdigkeit und kälte zu verdrängen. danach fügen sie etwas pflanzenasche (llipta genannt) hinzu und geben die masse an einen stecken. die substanz wird dann auf eine kalebasse geschmiert. ich durfte das ganze leider nicht fotografieren, weil der prozess ein heiliges ritual sei und zur meditation und spirituellen erweiterung dienen solle...

 

06/07/2012 - 08/07/2012

taganga

 

mit langen jeans fällt man hier auf. der badehosen-ort, eingehüllt von grünen hügeln des tayrona-nationalparkes, kann man in gerade mal 15 minuten entdecken. per zufall erhalte ich die tolle möglichkeit, ein appartement zu bewohnen und weil ich nach 2 monaten wirklich mal gerne einige minuten für mich alleine habe, quartiere ich mich dort ein. das ganze erinnert zwar eher an ein kellerverlies, doch die vermieterin ist freundlich und der preis mit gerade mal 6 schweizerfranken pro nacht ein wahnsinns-angebot.

 

auch hier gibt es überall kleine stände, wo man sich für einige pesos den bauch vollschlagen kann. frauen sitzen um einen tisch und spielen irgendein spiel. ich nutze die zeit hier, um meine kleider mal wieder waschen zu lassen, meine weiteren reisepläne zu schmieden und natürlich um zu tauchen.

 

taganga bietet eine der günstigsten optionen an, um in die unterwasserwelt zu entfliehen. mit meinem "tauchbuddy" nazor und einigen anderen tauchern fahren wir der felsigen küste des nationalparkes entlang, um in der granate-buch zwei tauchgänge zu absolvieren. die sichtweite ist mit gerade mal 5 metern miserabel, doch ich kann trotzdem einige fische beobachten und in weiter ferne können wir zwischen aalen und trompetenfischen sogar die umrisse einer riesenschildkröte ausmachen. und dann erblicken wir auch noch einen regenbogenfisch, wie wir ihn alle aus dem buch des kindergartens kennen. :-)

 

zweiter coiffeurbesuch im ausland. fazit: ich will meine sonja zurück! zwar ist die rassige kolumbianerin sehr hübsch, sie verpasst mir aber mit einem rasierapparat einen 5mm-schnitt, was ich eigentlich überhaupt nicht wollte. blöd, wenn man zum coiffeur geht und fast kein spanisch spricht. :-)

 

abends in der disco treffe ich auf altbekannte gesichter. hier im club "mirador", auf der terasse einer bar, schwingen die leute (sowohl touristen wie auch einheimische - ein toller mix!) zu tacabro und gusttavo lima ihre hüften. die einheimischen latinas etwas besser und die touristen etwas weniger gut. es herrscht eine tolle atmosphäre, das bier und der rum fliessen in strömen und eine frische brise weht durch mein nicht mehr vorhandenes haar.

 

sonst so.

wichtiges und weniger wichtiges über kolumbien.

 

häuser, die zum verkauf stehen, werden direkt an der fassade mit "se vende esta casa" beschriftet - der neue eigentümer muss also als allererst einmal die hausfront neu streichen... / überraschend viele erwachsene kolumbianer tragen zahnspangen. / nicht nur hier sondern auch überall sonst in zentralamerika wirft man das toilettenpapier nicht in die schüssel sondern in den danebenstehenden papierkorb. was immer wieder zu wunderbaren anblicken früh morgens führt, wenn gewisse rucksacktouristen ihr gebrauchtes papier nicht wirklich schön zusammenfalten... / ein bier ist gleich teuer wie eine kleine wasserflasche. bereits morgens um acht sieht man dutzende mit dem malzgetränk in der hand. / in jedem noch so kleinen städchen gibt es einen plaza de bolivar. / weil der kaffee jeweils bereits total überzuckert ist, bestelle ich oft einen "café sin azúcar" - vielfach bekommt man dann aber doch noch einen zuckerstreuer auf den tisch gestellt... / macho-gehabe allgegenwärtig! drei pubertierende jungs mit jeweils einer halben tube gel im haar schmecken fürchterlich nach rasierwasser, obwohl es bei denen gewiss noch überhaupt nichts zu rasieren gibt. / die fruchtsäfte sind frisch, günstig und gesund - am besten schmeckt mango-banane. / die fenster sind praktisch alle vergittert, stehen aber dauernd offen - überall kann man so direkt in die stube blicken. / jedes jogurth ist so flüssig wie milch. / kolumbien ist der viertgrösste staat südamerikas. / das leben spielt sich draussen ab: abends sitzt man vor der hütte an der strasse und verkriecht sich nicht (wie wir schweizer) in den privaten garten hinter dem haus. / in den grösseren reisebussen stehen oft plötzlich leute auf und beginnen, irgendwelche produkte zu preisen, die sie dann verkaufen möchten - seien es chips, kuchen, teebeutel oder brieftaschen. / pablo escobar hatte als boss des medellin-drogenkartells ende der 1980er jahre ein geschätztes vermögen von 3 milliarden us$. / motorräder werden auch schon mal in der stube abgestellt. / bolis sind gefrorene fruchtsäfte in plastikbeuteln. den butel reisst man mit den zähnen auf und saugt das eis raus. ein bolis kostet gerade mal 200 kol$, was 10 rappen entspricht. / stellenwert musik: nach der familie wahrscheinlich an zweiter stelle. überall wird getanzt, gesungen und im takt mitgewippt. / kolumbien ist einfach nur wunderschön. und die kolumbianerinnen auch! :-)

 

 

09/07/2012 - 13/07/2012

zurück in cartagena de india

 

schön, wenn man freunde in einem fremden land hat! der goldauer renato besucht zur zeit seine freundin melanie hier in kolumbien. ihre familie hat für eine woche ein appartement direkt am strand von cartagena bezogen und mich eingeladen. mit dabei ist auch natalia, welche ich letztes jahr in frankreich während meinem sprachaufenthalt kennengelernt habe.

 

im bus von taganga nach cartagena läuft eine lächerliche fernsehshow, in der kandidaten die exakten preise von ketchup, müesli und pfannen erraten müssen. vom busterminal nehme ich ein taxi, welches mich durch die slums von cartagena fährt - das kollegi hier sieht aus wie ein gefängnis... an meinem ankunftstag hat melanie geburtstag und wir gehen schick essen und machen einen abstecher in eine bar - weil aber montag ist, wirkt alles wie ausgestorben.

 

kevin ist der jüngere bruder von melanie und ein regelrechtes energiebündel. im pool des appartements (oh ja, ich lebe im moment im luxus...) plantschen wir umher und erfüllen die "bitte wirf mich auf!", "bitte mach mit mir ein rennen!" - wünsche von kevin. nach dem mittagessen (reis mit crevetten) machen wir uns auf in die stadt: wir schlemmern ein glacé, schlendern ein bisschen rum, unternehmen eine kutschenfahrt durch das koloniale stadtviertel und geniessen die entspannte atmosphäre in der wunderschönen stadt.

 

weitere aktivitäten: jetski-fahren, essen im "el corral", dem mc donalds von kolumbien, wo der hamburger noch frisch und gesund zubereitet wird..., bädelen im meer, besuch des castillo san felipe de barajas, eines der ersten erstellten forts gegen die piratenabwehr. zudem besuchen wir an einem tag die insel "playa de blanca", welche etwa eine stunde entfernt vom festland liegt. der strand ist schön, obwohl er von touristen nur so überflutet ist und dich alle fünf minuten jemand fragen kommt, ob du ein bändeli, eine kokosnuss oder eine sonnenbrille kaufen möchtest. auf der insel schnorcheln wir und lassen uns auf einer art riesigem gummi-donught über die wellen ziehen und uns ins wasser schleudern. die rückkehr nach cartagena ist dann eher weniger lustig, wenn nicht zu sagen leichtsinnig. ein sturm zieht auf, trotzem entscheidet unser bootsmann, zurückzukehren. wir befinden uns mitten in der regenwand, es blizt und donnert und das ufer ist nicht mehr ersichtlich... renato fragt, ob das ganze nicht gefährlich sei. unser touristenführer meint: "na klar ist es gefährlich! aber wir gehen mit gott."

 

zum glück (!) stoppt der regen bald und wir kommen heil wieder in cartagena an. zum nachtessen gibt's eine spezialität kolumbiens, die wahnsinnig leckere portion chuzo desgranado (fleisch und poulet mit käse, geraffelten kartoffeln, salat und knoblauchsauce) habe ich schnell verdrückt. an jenem abend gehen wir aus (nach so einem trip brauchen wir alkohol!) und tanzen im "fragma" mit vielen kolumbiern zu reggaeton & co. 

 

14 + 15/07/2012

medellin & santa fe de antioquia

 

zum ersten mal mit dem nachtbus unterwegs. und ich bin überrascht, wie modern & sicher die ausgestattet sind. liegesitze, mein pass wird vor dem einsteigen kopiert, mein "handgepäck" durchsucht, jedes gesicht im bus mit einer videokamera fotografiert (um sicher zu gehen, wer an bord ist?) und es wird sogar ein spielfilm gezeigt. es fehlen nur noch popcorn und die englischen untertitel!

 

das wirklich einzig negative ist die viel zu kalt eingestellte klimaanlage - alle passagiere sind mit wolldecke, winterjacke und mütze ausgestattet. nach etwa 12 stunden fahrt erreichen wir ein restaurant, wo wir zmorgenhalt machen. es ist verdammt kalt und ich fühle mich - in dickem nebel gehüllt - wie irgendwo auf einem schweizerpass.

 

kurz darauf kommen wir in medellin an, der zweitgrössten stadt kolumbiens. ich frage mich nach meinem hostel durch und stelle erneut fest, wie freundlich und hilfsbereit hier alle sind. ein polizist geht mit mir einige meter, um mir die richtige strasse zu zeigen und ein typ an der bushaltestelle, welchen ich nach dem weg frage, zückt kurzentschlossen sein natel und ruft das hostel an, um mir die exakte wegbeschreibung zu geben. nett!

 

ich deponiere mein gepäck, profitiere vom gratis-kaffee und mache mich auf, die stadt zu erkundigen. am parque lleras stellen die ersten künstler ihre bilder auf und rundherum beginnen die kellner die scherben vom vorabend vor ihren restaurants und bars zusammenzuwischen. ich werfe einen kurzen blick in die oviendo-shoppingmall. das ist das wohl gigantischste einkaufszentrum, das ich je gesehen habe. überall stehen sicherheitsbeamte herum und wenn man mit dem auto ins parkhaus fahren möchte, wird es zuerst mit einem metalldetektor durchsucht! als ob wir am flughafen wären...

 

medellin ist die einzige stadt kolumbiens mit einer metro. und da die nicht unterirdisch verläuft, sieht man einiges vom ort, wenn man zwischen den stationen umherpendelt. an der haltestelle parque berrio steige ich aus. die basilica de la candelaria trohnt am platz und ich quetsche mich zwischen ihr und vielen dort versammelten menschen hindurch in ein seitengässchen. dort sind wohl an die hunderte verkäufer, reihen sich tisch an tisch, sonnenschirm an sonnenschirm: zu erwerben gibt es armbänder für uhren, früchte, schuhe, diverse grössen an batterien, ein stand bietet kinderfilme an (schockierenderweise liegen gleich daneben auch einige pornos!). eine frau will eine wolldecke aus dem riesigen stapel ziehen und streckt ihren arsch in die menge. alle männer gucken hin. ich auch. sind schöne frauen, die paisas.

 

überall werden dir flyer in die hand gedrückt, sei es nun von einem motorradshop, von neuen beizen, um nutten anzurufen oder mit den zeugen jehovas zu sprechen. vor der cathedral metropolitana spielen drei herren auf geige und gitarre altmodisch aber schön klingende traditionelle lieder. daneben nippen die einwohner von medellin an ihrem morgendlichen tinto - schwarzer kaffee. auf vergrösserten schubkarren werden verschiedenste früchte angeboten. und überall ist es grün: pärke, bäume und springbrunnen laden zum verweilen ein.

 

medellin - das sind unterschiedlichste menschen. hier sieht man ins alter gekommene frauen mit piercings und tatoos, chicas mit knappen hosen oder verkäufer, die nike-artikel vertickern wollen und den plastiksack schon bereithalten, um alles einzupacken und abzuhauen, falls die bullen auftauchen würden.  medellin - das ist eine laute stadt mit vollgestopften geschäften, aus denen laute musik klingt und vor denen typen mit mikrofon stehen, um die ware anzubieten. eine strasse weiter ein hupkonzert. von irgendwoher tönen polizeisirenen. und neben mir schreit eine frau, wie gut und günstig ihre zuckerrohrsäfte seien, welche sie auf einem tablett balanciert. medellin - das ist kunst. am palzoleta de las esculturas zum beispiel sind 23 grosse und abstrakt-perverse skulpturen von fernando botero ausgestellt.

 

überall werden minutos cellulars angeboten. man bekommt ein uraltes natel und kann günstig irgendjemanden damit anrufen. ich nutze die gelegenheit und verabrede mich mit isabella, einer kolumbianerin, welche ich letztes jahr in frankreich kennengelernt habe. kurz darauf treffen wir uns an einer metrostation. mit ihr, ihrem bruder und einer kollegin gehen wir zu irgendeiner schicki-micki-membership-bar und sie lassen mich spezialitäten aus der region probieren: chicarron und palito con queso mit konfi. danach fahren wir zu einem aussichtspunkt mit wunderbarer sicht über medellin. die stadt ist wohl enorm gewachsen in den letzten jahren. die backsteinhäuser werden bereits in die hügel gebaut.

 

der bruder von isabella erzählt mir, dass er an 2 tagen pro woche das auto für jeweils einige stunden nicht ausfahren darf, weil es in der stadt schlichtweg zu viele fahrzeuge habe. während wir ins gespräch vertieft sind, kommen wir in eine polizeikontrolle. isabellas bruder ist 16. kein problem. ausser in dieser region. gemäss polizist muss man in diesem gebiet 18 jahre alt sein, um auf dieser strasse fahren zu dürfen. aha. er steigt aus, quatscht ein bisschen mit den polizisiten. im rückspiegel sehe ich, wie eine banknote die hand wechselt. der bruder steigt wieder ein, lächelt uns kurz zu und fährt weiter. so geht das in kolumbien!

 

nachdem ich auf einen kaffee bei isabella zuhause war, verabschieden wir uns und ich ruhe mich im hostel kurz aus. etwas später gehe ich auf pasta und ein bier mit einigen anderen des hostels zum placa de poblado. auch hier herrscht eine tolle atmosphäre mit friedlicher stimmung. musiker, gringos, szenenkinder und zwielichte gestalten hängen auf den treppen und geniessen den abend. ein tolles bild.

 

relativ früh mache ich mich am nächsten morgen für einen tagesausflug nach santa fe. das friedliche städtchen mit den weissen häusern und den kopfsteinpflastern ist einmal mehr ein wunderschöner ort im kolonialstil. durch ein wohnzimmerfenster kaufe ich obleas, eine art waffel mit caramel- und himbeersauce. das örtchen wirkt etwas verschlafen, doch die einwohner sind nett, plaudern gerne und einer lässt mich einen blick in seine gute stube werfen, wo seine freunde den gestrigen rausch am ausschlafen sind. im hinterhof einer metzgerei spielen vier männer mit handorgel und schlaginstrumenten musik und ein typ tanzt dazu und agiert, als ob er eine frau im arm halten würde. in seiner jackettasche steckt eine flasche rum.

 

eine steile und kurvige strecke geht's in ein tal runter - auf einem motorradtaxi auf dem rücksitz. ohne helm. und bevor er die strasse durabsaust, schlägt der fahrer ein kreuz. na toll! heil kommen wir am rio canca an, wo eine hängebrücke die beiden flussufer miteinander verbindet. ich laufe rüber und wieder zurück. das war's. nichts spezielles. die brücke ist übrigens die touristenattraktion hier. :-)

 

zurück in medellin merke ich plötzlich, wie müde ich bin. die reise im nachtbus, den ganzen tag gestern in der stadt, wenig schlaf und der ausflug nach santa fe haben auch bei mir spuren hinterlassen. ich setze mich an den parque de los pies descalzos, wo kinder barfuss in den seichten gewässern spielen und die eltern den sonnigen sonntagnachmittag geniessen. ich lese und hören dem gekreische zu.

 

noch eine klitzekleine anekdote: an diesem sonntagabend habe ich lust auf ein wirklich (und ich meine auf ein wirklich!) leckeres sandwich. im supermarkt exito kaufe ich das beste brot, den am verlockend aussehendsten käse (übrigens mit schweizerkreuz...), die roteste tomate und den teuersten salami. alles gut und schön und es hat auch ganz ordentlich geschmeckt. nur: an der zahlstelle waren bei allen kassen riesige schlangen, die verkäufer arbeiteten höllisch langsam und - natürlich! - waren nur etwa die hälfte aller kassen besetzt. was ich eigentlich sagen will: für das bisschen brot mit zutaten musste ich über 30 minuten (!) warten, um bezahlen zu können. auch so was passiert in medellin. 

 

16 + 17/07/2012

outdoor-activities in san gil

 

erneut nachtbus-fahren. am busterminal lerne ich barry aus irland kennen. gemeinsam machen wir uns auf nach bucaramanga, wo wir in einen kleinbus nach san gil umsteigen. um 7 uhr kommen wir dort im hostel macondo an, wo wir uns glücklicherweise gleich in einem dormitorio einquartieren können und noch einige stunden weiterdösen.

 

mit barry und einigen anderen vom hostel gehen wir kurz nach mittag zum paragliding. die fahrt zum startpunkt führt an tabakplantagen und rot eingefärbter, zum trocknen aufgehängter baumwolle vorbei. der flug im gleitschirm dauert rund 15 minuten und geht über felder und flache hügel vor einer irrsinnig schönen kulisse. wir fliegen dicht an baumkronen vorbei und machen einige manöver wie spiralen und co. - fun!

 

san gil selbst ist ein typisches kolumbianisches kleinstädchen, welches quadratisch angeordnet ist und sich in calle und carreras aufteilt. es gibt einen dorfplatz mit bäumen und kathedrale. viele geschäfte säumen die strassen: drogerien, allerhandwaren, supermärkte, coiffeursalons, bäckereien, restaurants, banken und metzgereien reihen sich aneinander. an jedem ecken gibt es mamones zu kaufen, eine grüne frucht, welche im innern ein fleischiges orange mit kerne verbirgt.

 

tag zwei der abenteueraktivitäten: ab geht's zum riverraftig. zwar erst um elf uhr anstatt wie geplant um neun uhr, aber was soll's. columbian-time! :-) das level der raftingklasse ist 4-5, eigentlich ziemlich hoch und abenteuerlich. das ganze hat auch spass gemacht, aber oft sind wir nur so ein bisschen dahingeplätschert und wir sind nicht einmal aus dem gummiboot gefallen! hätte noch "äs spüürli" mehr action sein dürfen. das ganze fand in einer herrlichen gegend am fluss suarez statt und auch ein sprung ab einem etwa 10-meter-hohen felsen war inbegriffen.

 

nach dem nachtessen lese ich mein buch zu ende. nippon connection von michael crichton. handelt von japanisch-amerikanischen geschäftsbeziehungen und hat mir interessante dinge über die asiatische businesswelt und vorallem die japanische verhaltensweise aufgezeigt. kann ich nur empfehlen. nur so als tipp am rande.

 

an jenem dienstagabend pilgert fast das ganze hostel zu einer fabrikhalle mit blechdach. dort wir das kolumbianische spiel tejo gespielt. das ist eine art bocca: ein stein muss möglichst nahe an einen ring geworfen werden, welcher in einem lehmfeld platziert ist. in diesem feld sind auch 2 päckli mit schwarzpulver platziert: trifft der stein dieses säckli, gibt's eine ohrenbetäubende explosion und spezial-punkte. gar nicht so leicht, aber super amüsant. und es gibt günstiges bier: hat spass gemacht. obwohl ich und mein team hochaus verloren haben.

 

18/07/2012

villa de leyva

 

um 4 uhr in der früh (hallo guten morgen!) stehe ich auf, wecke den schlafenden nachtwächter im hostel (sind ja zustände wie in afrika...), zahle und fahre mit einem taxi zum busterminal. über eine hügelige landschaft geht's an in nebel verhüllten bäumen vorbei, die sonne scheint leicht durch das dicke grau und zaubert so eine magische stimmung in die morgenstunden. es ist eisig kalt im bus - viele haben winterjacken an, ich trage einmal mehr mütze und schal. dass die immer so wahnsinnig runterkühlen müssen!

 

es gibt einen zmorgenhalt, irgendwo im nirgendwo. ich trinke einen kaffee, die einheimischen essen poulet und fleischsuppe zum frühstück. en guete!

 

bald sind wir in tunja, wo ich in einen minibus umsteige und ins 39km entfernte villa de leyva fahre. wir fahren eine wunderbare landschaft hinunter, ins tal, wo das örtchen liegt. dort beziehe ich in einem wahnsinnig härzigen hostel am parque nariño ein zimmer und mache mich auf, das dörfchen zu erkunden. ich miete ein fahrrad. der ort ist so friedlich, dass ich nicht einmal ein schloss erhalte, um es abzuschliessen. es gibt viele kunstlädeli, cafés wie in paris und in den weissen häusern kann man kunstsachen oder süssigkeiten der indigenen leute kaufen. die gässchen sind kopfsteingepflastert, berge trohnen rund um villa de leyva und viele laufen mit sommerhüten und bauernstiefel rum, tragen ponchos und sind braungebrannt - zeichen eines lebens auf dem feld, unter der brütenden sonne kolumbiens.

 

mein mittagessen: ein etwas wässriger mangosaft (ich vermisse die wirklich fruchtigen jugos naturales der küstenregion!), reissuppe, voressen mit reis, kichererbsen, salat und als dessert caramelisierte bananen und erdbeeren. kostenpunkt: 4 schweizerfranken. verrückt, nicht?

 

das museum paleontológico ist dann ein regelrechter FAIL! - die grossen reptile sind nämlich an einem komplett anderen ort ausgestellt, als an diesem ort. aber da ich ja ein fahrrad habe, radle ich kurzentschlossen zum effektiven standort des riesenfossils. ab geht's also ins 6km entfernte el fosil (welch' originelle namensgebung!). so richtig gelohnt hat es sicht nicht, obwohl das 150 millionen jahre alte und 4 meter lange tier schon recht imposant ausschaut. immerhin habe ich auf dem weg dorthin eine wahnsinnig schöne landschaft entdeckt. 

 

auf dem rückweg schaue ich noch in diverse lädeli rein, überlege mir, einen poncho zu kaufen, tu es dann aber doch nicht. enrique vom indigenen stamm der quechua erklärt, dass er der einzige in der familie sei, welcher die kleidung noch herstelle. seine kinder würden studieren und seine arbeit wahrscheinlich nicht übernehmen.

 

abends, nachdem ich mal wieder selber gekocht habe, gehe ich auf ein bier ins dorf. man lernt so schnell und unkompliziert leute kennen oder trifft zufällig wieder alte bekannte. heute nachmittag beispielsweise bin ich den beiden engländern george und tom begegnet. das sind zwei jungs, welche die welt bereisen, um die verschiedenen möglichkeiten des lebens zu erkunden und darüber einen film drehen. tolle sache! www.georgeandtom.com - check it out! 

 

19 - 22/07/2012

bogotá - überraschend gut!

 

bogotá, die hauptstadt kolumbiens hat irgendwie nur den ruf nach kälte, täglichem regen und gefährlichem grossstadtfeeling. mein fazit: das ist überhaupt nicht so! ich bin von dem ort und seinen einwohnern, die rollos genannt werden, begeistert. und einmal mehr merke ich, wie schön es ist, freunde in einem fremden land zu haben, die einem all das interessante zeigen und einem mit leckeren lokalen spezialitäten verwöhnen. ich durfte bei natalia wohnen, ebendieser kolumbianerin, welche ich vor einem jahr in frankreich kennengelernt hatte und die ich bereits in cartagena getroffen habe. sie wohnt mit ihrer mutter und ihrem bruder in einem sehr schicken quartier, welches rund um die uhr von einem privaten security-dienst überwacht wird... die familie hat mich herzlich aufgenommen, die mentalität "mi casa es tu casa" gilt auch hier. kolumbianer sind einfach so wahnsinnig freundlich und herzlich offen - wir können viel abgucken von dieser kultur!

 

die wichtigsten erlebnisse der vier tage in bogotá:

 

donnerstag, um 6 uhr abends, komme ich bei natalia zu hause an. für renato ist dies der letzte tag vor seiner rückreise, nachdem er nun gut einen monat in kolumbien bei seiner freundin melanie in den ferien war. deshalb gehen wir alle zu viert schick essen und verbringen einen tollen abend im restaurant andrés carne de res. wahnsinnig bekannt, wahnsinnig teuer, wahnsinnig lecker, wahnsinnig unterhaltsam. mein filet mignon schmeckt vorzüglich und es herrscht eine gute stimmung. drei typen spielen mit ihrem akordeon an unserem tisch vallenato, eine typische kolumbianische musik. sie heissen uns damit in ihrem land willkommen. dann tauchen plötzlich geschminkte menschen auf. sie sehen so aus, als ob sie soeben noch in einem gruselkabinett gearbeitet hätten und schleichen um die gäste des restaurants. später verwandelt sich das ganze langsam in eine disco und die verrückten leute tanzen bis in die morgenstunden zu einheimischer und internationaler musik. auch auf den tischen werden die hüften geschwungen. kurz und gut: diese kolumbianer sind einfach nicht ganz dicht!

 

freitags gab es nach dem frühstück (u.a. mit emvuelto de mazorca, bestehend aus mais, sultaninen und käse - sehr lecker!) schon bald ein leckeres mittagessen. die typische kartoffelsuppe mit mais, hühnchen und kapern, ajiaco, wurde aufgetischt. dann ging es mit natalia und ihrem bruder santiago nach zipaquira, wo wir die unterirdische salzkathedrale besuchten. diese wurde von den arbeitern in einer alten salzmine gebaut, um gott zu danken, dass er während der nicht immer ganz ungefährlichen arbeit seine schützende hand über sie legt. die 75m lange und 18m hohe kathedrale ist ziemlich beeindruckend, so auch das labyrinth, welches hierher führt. natürlich schlecken wir auch an den wänden und schmecken das salz. ich will gar nicht wissen, wieviele leute da schon ihre zunge an der salzwand hatten...

 

samstag: stadtbesichtigung. und hei, die sonne scheint! und das in bogotá! :-) natalia, ihre kollegin carolina und ich gehen auf den hausberg der stadt, den monserrate, von wo aus man die stadt besichtigen kann. bogotá hatte bereits 2005 fast 7 millionen einwohner, heute sind es an die 8 millionen - und das nur gerade im eigentlichen stadtgebiet! danach gehts ins goldmuseum - chris, eine weitere kollegin stösst auch noch zu unserer gruppe. im museum sind 3400 goldstücke ausgestellt, die meisten aus der inkazeit. das ganze ist sehr eindrücklich, vorallem ein kleines schiff mit einer extrem detailierter nachbildung. nach dem mittagessen gehen wir ins quartier la candelaria. härzige gässli, alles voller farben, überall sind grafitis an den mauern. punks und rockers hängen auf den plätzen rum, rauchen, streicheln ihre hunde. in einem beizli probiere ich chicha, ein mais-süsskartoffel-bier. es schmeckt grässlich! weiter geht's zum plaza de bolivar. in der nachmittagssonne tummeln sich einheimisch, ein seifenblasenverkäufer bläst seifenblasen und möwen fliegen um die regierungsgebäude. ausserdem besuchen wir noch das museo botero, wo bilder des berühmten künstlers ausgestellt sind. die art seiner darstellung von fülligen leuten gefällt mir super.

 

und dann folgt, als abschluss, natürlich auch noch das obligate chocolat con queso. vielleicht noch ein kleiner einschub: die kolumbianer essen nun wirklich alles erdenkliche mit käse! während dem heutigen tag habe ich zum beispiel eine heisse kochbanane, gefüllt mit käse, probiert. oder eine art gummibärli-variante der frucht goave. zusammen mit käse. oder aber dann ein stück käse mit einem riesenklacks himbeerenmarmelade drauf. und jetzt also zum krönenden abschluss noch die heisse schokolade mit käsestücken drin: es ist einfach nur crazy! der käse schmilzt nicht richtig und so fühlen sich die möckli eher nach radiergummi als nach etwas anderem an. und nur schon die verrückte idee, käse mit allem möglichen zu mischen... wie schon gesagt, sie sind einfach nicht ganz dicht, die kolumbianer. :-)

 

dies zeigt sich übrigens auch am samstagabend, als natalias bruder eine hausparty organisiert: wir spielen drinking-games mit dem typischen aguardiente, einem anisschnaps, tanzen salsa, merengue und reggeaton und haben eine tolle zeit. mit verdammt wunderschönen chicas. schön hier, in kolumbien. echt!

 

sonntag. ausschlafen, natürlich. zum mittagessen gibt es tamal, in bananenblätter eingelete mais-poulet-kichererbsen-masse. dazu verschiedene brote. lecker! am nachmittag fahren wir ins quartier usaquen, wo ein flohmarkt stattfindet. wir schlendern den artisanat-ständen, den musikern und den jongleuren vorbei. das wetter wechselt alle 2 minuten von sonnig warm, über bewölkt, zu nieselregen und wieder zurück zu fast schon zu-heiss-für-einen-pulli-wetter. später gesellt sich melanie zu uns und wir trinken kaffee, gehen in ein einkaufszentrum und geniessen in der bogotá beer company ein spezielles honigbier. und dann, um 10 uhr abends, steige ich beim terminal in einen bus ein und verlasse das bogotá, welches wirklich einen ganz anderen ruf verdient, als denjenigen, den es hat. 

 

23 + 24/07/2012

salento & valle de cocora

 

früh morgens komme ich im plantation house an, mache ein nickerchen und nehme um halb zehn mit einem dutzend anderen leuten aus dem hostel an der coffee-tour teil - schliesslich bin ich hier in der kaffeeregion kolumbiens. auf einfache und interessante weise wird der ablauf der kaffeegewinnung aufgezeigt und wir spazieren durch die farm. danach gehen wir mittagessen und einige besuchen mit mir noch eine zweite tour. in seinem eigenen restaurant zeigt uns ein spanischer kaffeeliebhaber vorallem auf, was für einen einfluss die verschiedene zubereitung des kaffees auf dessen geschmack und die intensität hat. bald schon dreht sich das gespräch aber auch über politik, das kamasutra und ausländer...

 

abends gehe ich mit drei anderen essen, später treffen wir einige weitere vom hostel beim tejo spielen. das spiel gefällt mir immer noch und es herrscht eine eher familiäre atmosphäre als in san gil. zudem - ich kann mich nur wiederholen - sind die einheimischen kolumbianer einfach nur wahnsinnig nett und freundlich. beim verlassen der spiehalle bietet mir einer der herren spontan einen shot rum und etwas fleisch von seinem teller an. lieb, nicht?

 

mit den beiden schweizerinnen lani und rahel mache ich mich am dienstag auf ins valle de cocora. ein jeep bringt uns zum anfang der wanderung. auf staubigem weg geht es über grüne felder, später auch über sehr wackelige hängebrücken. das wäre nichts für mein mami! plötzlich finden wir uns in dichtem wald wieder, es ist kühl. nach einem kurzen aufstieg sind wir im naturreservat acaime, wo wir in der warmen sonne den vielen kolibris zusehen und eine heisse schoggi geniessen. diesmal ohne käse! :-) dann folgt ein steiler aufstieg zum la montaña. wir befinden uns auf 2860 m.ü.m. und haben eine geniale aussicht auf bergketten und massives gestein. selbst auf dieser höhe hat es wahnsinnig viele bäume und eine irrsinnig grüne vegetation. das valle de cocora ist vorallem wegen seiner wachpalmen bekannt, die bis 30 meter in die höhe schiessen und meist irgendwo im nirgendwo mitten zwischen anderen bäumen oder auf offenen feldern wachsen. das ganze sieht irgendwie hingemalt aus und passt nicht so ganz ins bild.

 

zurück in salento gibt's lachsfisch, trucha genannt, zum mittagessen. danach besteigen rahel und ich die farbige treppe, welche zu einem aussichtspunkt führt. wir schlendern durchs dörfli, gucken später mit anderen beim hostel der sonne beim untergehen zu. für's znacht gehen wir zurück ins dörfchen, treffen einige backpacker und gönnen uns in einem beizli einige bierchen. wiederum wird salsa getanzt und ich muss sagen, dass mir der tanzstil nach ziemlich grossen anfangsschwierigkeiten mittlerweile ganz gut gefällt. 

 

25 + 26/07/2012

salsatanzen in cali

 

diese neu aufgekommene begeisterung ist auch der grund, warum ich noch einen halt in cali einlege. die stadt hat überhaupt nichts zu bieten, ist laut, dreckig, stickig, heiss und von fliegenden händlern, die billigware anbieten, nur so vollgestopft. aber cali gilt als das salsazentrum kolumbiens und viele, die salsa lernen wollen, stoppen hier. auf empfehlung logiere ich im hostel jehovitas, welches gratis tanzstunden anbietet. gleich nach meiner ankunft mache ich natürlich davon gebrauch. nur leider wird überhaupt nichts mit paartanzen: keine einzige frau taucht zur lektion auf! so ende ich zusammen mit einem sehr weiblich wirkenden tanzlehrer, einem israeli und zwei älteren kolumbianischen herren vor einem grossen wandspiegel, wo wir verschiedene drehungen einstudieren. das ganze muss eher nach einem schwulen gymnastik-club als nach salsa ausgesehen haben...

 

an diesem tag feiert cali geburtstag und ich gehe mit einer gruppe zu einem konzert. ich habe irgendwie reggaeton oder was auch immer erwartet, aber auf alle fälle nicht das blasmusikkonzert, welches wir gebieten bekommen. dies ist der grund, warum wir den ort des geschehens schon bald verlassen und in einer bar ein bierchen stürzen gehen. wieder mal. ich werde langsam aber sicher zum alkoholiker hier :-)

 

zum lunch am donnerstag habe ich mich mit dominika verabredet. sie war köchin auf dem segelboot von panama nach kolumbien und wohnt hier in cali. sie nimmt mich mit zum stadthügel, der mir (als einziges hier in cali...) ziemlich gut gefällt. einige souvenirlädeli zieren den bunten flecken. dominika kann salsatanzen und wir üben über den dächern der stadt einige schritte ein. nachmittags nutze ich die zeit am computer und lese ein wenig. dann gehe ich in ein klitzekleines beizli gleich nebem dem hostel und esse ein einfaches nachtessen. die besitzerin erzählt mir, dass ihr sohn in berlin wohne. sie selbst wolle auch gerne dahin. "gefällt dir denn kolumbien nicht?" frage ich. doch doch, meint sie. sie mag die wärme des landes, die leute und die landschaft. "aber wir haben hier in kolumbien drei ganz schlimme dinge, die nicht nur mir nicht passen: die guerillas, die drogen und die kriminellen überfälle."

 

abends geht es dann - endlich - los zum salsatanzen. praktisch das ganze hostel mach sich auf zum tin tin deo, auch dominika ist dabei. und ach, es macht einfach nur spass! jeder tanz mit jedem und nach jeweils einem musikstück wird der tanzpartner gewechselt. so kommt es, dass ich auch mit wildfremden chicas tanze oder mich plötzlich eine frau die bestimmt schon mindestens mutter ist aufs parkett zerrt. wir trinken aguardiente, haben eine wahnsinnsfreude. und mit jeder stunde geht das tanzen etwas besser und einfacher... ob es am alkohol liegt? auf alle fälle haben wir irrsinnig spass, tanzen wie die wilden und geniessen das erotische salsa, mit den tiefen blicken in schöne mandelaugen, dem fliegen über den tanzboden, dem neckischen lächeln und dem bisschen hauch von sex. 

 

kolumbien war einfach nur toll!

 

ich kann das einfach nicht genung betonen... das land hat mich von beginn weg begeistert und in seinen bann gezogen. was ich hier erleben durfte, die herzlichen begegnungen mit einheimischen und die wunderbare landschaft, werde ich noch ganz lange in guter erinnerung behalten. kolumbien hat oft einen sehr schlechten ruf, und ja, es sind schreckliche dinge passiert in diesem land. was ich aber gesehen und gefühlt habe, ist eine enorme, warme gastfreundschaft, eine offenheit und herzlichkeit, welche man sich an vielen anderen orten auf dieser welt nur wünschen könnte.

 

kolumbien. auf alle fälle und diskussionslos eine reise wert. eine lange reise!