14/08/2012: beachtime!

ankunft in máncora frühmorgens. zweistundenlanges warten am busterminal bis sonnenaufgang und dann hostelsuche. endlich schlafen & ausruhen. gegen mittag wieder aufstehen und den strandort unter die lupe nehmen. überteuertes und schreckliches mittagessen, schlendern durch die winzige ortschaft & kaffeetrinken am strand. máncora ist total auf touristen ausgerichtet und genau deswegen gefällt es mir nicht so gut hier. zudem relativ teuer. abends kommen christoph & sabrina hier an und zusammen mit ihnen und holly geht's auf einen feinen fisch in ein kleines restaurant.

 

15/08/2012: ab in die berge - huancabamba

ich will weg vom massentourismus und muss ohnehin ein bisschen vorwärts machen, um bis mitte september noch nach bolivien zu kommen. verlasse deshalb die küste bereits am nächsten morgen um 5 uhr. staubige und sandig weite landschaften und ein trauriges bild grosser armut entdecke ich aus dem busfenster. zwischenstopp in piura und um 9 uhr 30 achtstündige weiterfahrt nach huancabamba: zuerst durch sandige trockenheit und dann ab in die höhe. auch hier ist die armut spürbar. zwei mädchen sitzen barfuss in der kälte und spielen karten. eine hat einen hund unter dem arm. ein alter mann sitzt auf einem autoreifen und lässt sich von einem fräulein die schnauzhaare schneiden. die häuser haben einfache blechdächer und die toiletten sind ausserhalb des hauses aufgestellt. schwarze plastikblachen rund um die schüssel (oder oftmals das loch in der erde) geben etwas intimitätsschutz. wahnsinnig steile abhänge, unbefestigte schotterpiste und tiefer nebel und schlechte sicht. tolle kombination! bin froh, heil anzukommen. nach nachtessen gucke ich mit hostelbesitzern und deren enkelkindern eine tv-show, welche sich voll und ganz dem geschlechterkampf widmet.

 

16/08/2012: beim hexenmeister

ich will zu einem schaman und einer traditionellen zeremonie beiwohnen. um 6 uhr morgens werde ich von der hostelbesitzerin geweckt und man bespricht mit mir die einzelheiten. einerseits möchte ich einfach mal sehen, was ein schaman genau macht und andererseits hilft der ganze hokuspokus ja vielleicht wirklich irgendwas - zum beispiel zur kurierung meiner immer wieder mal auftretenden migräne. wer weiss... frühstücken in einem kleinen restaurant. die ortschaft ist überraschend modern und neuzeitig. froh darüber nutze ich das internet und verbringe relativ lange zeit am computer. es gibt nämlich hier so praktisch überhaupt nichts zu sehen oder zu unternehmen. schon nach einem kurzen bummel habe ich die häuser, die dorfkirche und die marktstände gesehen. ich bin der wirklich einzige tourist hier und merke feindliche blicke, wenn ich das richtig interpretiere... ein junge guckt ganz überrascht, als er mich sieht, weil er hier wahrscheinlich sehr sehr selten einen gringo sieht.

 

und dann, um 5 uhr abends, beginnt meine wohl obskurste und verrückteste erfahrung dieser reise: der besuch beim hexenmeister solis steht an.

 

sohn vladimir holt mich beim hostel ab. wir fahren in seinem mototaxi durch ein armes vorortsviertel. der weg ist staubig. wir überqueren einen fluss und danach geht es hoch in die berge. die aussicht auf die bergkette ist fantastisch, es hat einzelne wenige bäume und grün-gelbe ackerfelder, gestrüpp, kaktusse. señor solis begrüsst mich freundlich. er sieht überhaupt nicht aus wie ich mir ein schaman vorgestellt habe. er ist ein normaler kleinbauer mit einfacher stoffhose, einem dreckigem tshirt unter welchem sein bauchnabel hervorguckt, hat eine blaue jacke und ein altes käppli. er erinnert mich irgendwie an den bullen von tölz.

 

die familie solis wohnt in einem vier-räumigen haus aus kalksteinen. die fassaden sind unverputzt, stroh in der wand hält die lehmige konstruktion zusammen. die ehefrau mit einigen goldzähnen und einen gelbweissen filzhut trägt einen braunen faltenrock und eine gelbe bluse sowie einfache sandalen. zusätzlich wohnen drei töchter des schamanen mit ihren söhnen im gleichen gebäude.

 

neben mir sind noch zwei andere gäste bei der zeremonie dabei. es handelt sich dabei um ein ehepaar, welches rund 2 1/2 stunden entfernt wohnt. sie sind extrem ruhig und antworten nur abwägend auf meine gestellten fragen. sowohl die frau wie auch der mann haben sehr feine gesichtszüge und sitzen total still und scheinbar unbeweglich auf einer holzbank.

 

nach meiner ankunft weist mir der schaman einen platz neben dem ehepaar zu. señor solis selbst höckt sich in einen dem auseinanderfall nahestehenden, alten, geflochtenen sessel. es wir ein bisschen gesprochen, man fragt mich nach meiner herkunft, meinem alter, meinem beruf. und natürlich wird auch gefragt, wie teuer das flugticket nach südamerika gewesen sei - eine frage, die im gespräch mit einheimischen immer wieder auftaucht. was soll ich da schon antworten?! diese preise sind für einfache einwohner perus total überrissen und unbezahlbar. ich weiche aus, versuche die grossen preisunterschiede und lebenskosten zwischen der schweiz und peru zu erklären.

 

schon bald dreht sich das gespräch eher um das ehepaar neben mir und señor solis und die beiden sprechen schnell und in einem sehr starken dialekt. ich verstehe fast nichts mehr, versuche mich hie und da einzubringen, scheitere meistens kläglich. ich sitze auf der holzbank, eine einfache wolldecke dient als polster. ein einfaches wellblechdach und ein kleineres vordach dienen als regenabfluss. nur gerade zwei meter vor der haustür erstreckt sich ein zuckerrohrfeld. schweine, hunde, hühner und katzen streunen umher.

 

rund 90 minuten sitzen wir da. meist ruhig und gedankenverloren. ich rauche eine zigarette. um die zeit zu überbrücken oder vielleicht auch der nervosität wegen. ich biete den anderen auch eine an und obwohl señor solis gar nicht begeistert ist, dass ich in meinem jungen alter rauche, nimmt er dankend eine kippe an. es wird langsam kühler und dunkel. ich starre ins abendlicht.

 

plötzlich steht der schaman auf und und bittet uns ins innere des hauses. es gibt nachtessen. die töchter haben gekocht und servieren uns hirse und irgendein fleisch, anscheinend eine spezialität von irgendeinem tier. der name sagt mir nichts und ich wünsche mir einmal mehr besser spanischkenntnisse herbei. zum trockenen mahl gibt es zuckerrohrwasser. was es halt grad so gibt: caña hat es ja vor dem haus im übermass... señor solis fragt, wie hirse auf deusch heisst, und ich sage: "hirse". alle lachen ob dem für sie komisch klingenden name.

 

das esszimmer befindet sich im hintersten raum des langezogenen gebäudes. ein einfacher holztisch mit zwei holzbänken. eine kleine erhöhung aus stein dient als kochherd. töpfe stehen auf dem offenen feuer. links davon stehen drei kessel mit wasser bereit, um anschliessend abzuwaschen. es ist ruhig während dem essen, gesprochen wird nur selten.

 

nach dem dinner kehren wir zurück zur bank vor das haus. das ehepaar und ich sitzen stumm in der dunkelheit, während eine tochter und die ehefrau des schamanen eine decke auf dem trockenen boden ausbreiten. daneben stellen sie einen stuhl und legen eine wolldecke drauf. auf die decke auf dem boden legen sie an die dreissig verschiedene fläschli, steine, metallstäbe. dazu kommen schalen, zwei zitronen, ein süsses soda-getränk und die mitbringsel von uns. die hostelbesitzerin hat für mich drei fläschli mit mir unbekanntem inhalt sowie einige weisse rosen gekauft, welche ich herrn solis mitbringen musste. in die erde werden zwei schwerter gesteckt.

 

und dann geht es los. das ehepaar wird auf eine matraze am boden verwiesen, ich setze mich auf einen anderen, ebenfalls gewobenen stuhl und bekomme eine wolldecke. wir warten stumm. die tochter läuft hin und her, ihr sohn taucht ab und zu auf. nach und nach verschwinden alle in den verschiedenen zimmern oder gehen zum nachbarhaus, welches etwa 200 meter entfernt liegt. das licht wird gelöscht. señor solis, mit einer taschenlampe ausgerüstet, erklärt uns, dass wir uns noch etwas gedulden müssen. um 21 uhr werde er die zeremonie beginnen.

 

zuerst wird san pedro getrunken, eine mixtur, die leichte halluzinationen hervorrufen soll. der schaman trinkt eine volle tasse, der mann des peruianischen päärchens kriegt eine halbe tasse, seiner frau werden einige tropfen auf die wange geschmiert und ich erhalte etwa einen viertel einer tasse. die konsistez erinnert mich an erbrochenes, es ist eine gelbbraune flüssigkeit mit ganz feinen brocken drin. der geschmack ist undefinierbar, aber es ist nicht schlecht.

 

das zeitgefühl lässt nach, ich fühle mich müde und kann mich an die genaue abfolge der geschehnisse nicht mehr zu 100% erinnern. wir sitzen draussen in der kälte. señor solis geht mit dem ehemann ans andere ende des hauses, zur hauszufahrt. ich warte mit der ehefrau in der dunkelheit. nach etwa 30 minuten kommen die beiden zurück und der schaman befiehlt mir aufzustehen und mit ihm mitzukommen.

 

ich fühle mich überhaupt nicht betrunken oder sonst irgendwie anders nach dem san pedro-getränk, merke aber, wie ich ein bisschen schwanke, während ich mit ihm mitgehe. bei der hauszufahrt fragt mich der schaman, was mein vater arbeitet. "er ist maler." dann will er wissen, wo und wann ich zum letzten mal gebadet habe und ich sage ihm, dass dies in einem fluss in ecuador war. señor solis will auch noch wissen, wann und wo ich das letzte mal im meer gebadet habe und ich nenne ihm den ort cartagena in kolumbien. "wie weit ist dein haus von hier entfernt?" - "ähm... ich habe keine ahnung..." - "hm... in ordnung, aber wenigstens kannst du mir sagen, wo dein zuhause liegt." - "wo ist nord-osten? da liegt mein zu hause."

 

ich bin verwirrt. ich habe nicht mit solchen fragen gerechnet und weiss nicht, warum der beruf meines vaters oder das meer in kolumbien irgendwas mit meiner migräne zu tun haben soll. die fragen werden immer komischer. "wann genau gehst du zurück zu deiner arbeit?" - "ich weiss nicht, ich habe noch keinen job für nach meiner reise." - "wo genau liegt dein büro?" - "etwa in dieser richtung." - "wann hast du zum letzten mal eine frau gehabt?" - was geht dich das an du fettsack?!

 

señor solis begleitet mich zurück zu meinem stuhl, wo ich warten muss, während

er mit der ehefrau ins dunkle verschwindet und irgendetwas bespricht. dieser ablauf wiederholt sich unzählige male: der schaman verschwindet mit einem von uns, während die anderen zwei in der kälte, eingehüllt in wolldecken, warten. ich bin müde, döse immer wieder ein.

 

einmal holt mich señor solis ab und gibt mir ein kleines glas mit zitronensaft, welches ich in einem zug austrinken muss. gleich darauf gibt es einen zweiten zitronensaft. dann reicht er mir irgendeines der vielen fläschchen und ich muss über den flaschenhals pusten. das altbekannte tuut ertönt und ich fühle mich in meine kindheit versetzt, als wir "schiff" gespielt haben. der schaman sagt mir, dass ich erneut über den flaschenhals pusten solle, diesmal in richtung heimat. und ich solle fest an mein casa denken. dann muss ich erneut "tuuten", diesmal in richtung büro, wo ich zuletzt gearbeite habe. danach muss ich den fluss in ecuador anblasen und dann noch das meer in kolumbien.

 

señor solis sagt, er habe in seinem innern eine frau und ein kind gesehen. "wer ist das?" - woher soll ich das denn wissen?! - er denkt lange nach. dann meint er, er habe noch vier freunde gesehen, meine vier verlorene freunde. "wer sind diese vier verlorene freunde?" will er wissen - häh...?! "ich habe keine freunde verloren!"

 

ich kann euch gar nicht sagen, wie ich mich bei all den komischen fragen und all dem total lächerlichen halsflaschenblasen gefühlt habe! einerseits wollte ich das ganze wirklich ernst nehmen und habe alle fragen wahrheitsgemäss beantwortet und alle sachen so erledigt, wie herr solis sie von mir verlangt hat. ich wusste überhaupt nicht, wozu das alles dienen soll, aber ich sagte mir, dass ich das ja auch nicht wirklich verstehen muss. und auf der anderen seite schüttelte ich innerlich wahrscheinlich dutzende male den kopf und fand die ganze prozedur einfach nur albern und absurd. als aber señor solis sagte, ich solle mir meinen chef vorstellen und ihm die hand schütteln, dachte ich wirklich, ob die mich hier einfach nur verarschen wollen. ich verdrehte die augen, stellte mir lebhaft den gemeindeschreiber vom steinerberg vor und streckte meinen arm aus, um dem imaginären alfons die hand zu schütteln. grotesk, nicht?

 

zurück auf dem stuhl. der schaman streckt mir eine glaskugel mit farbigen säulen im innern und einen einfachen schwarzen stein hin. "was magst du lieber?" fragt er mich. ich entscheide mich für den stein, weil er natürlicher wirkt. zudem konnte ich die glaskugel nicht mehr ausstehen, weil ich diese vorher etwa eine stunde lang an mein herz pressen musste. señor solis verlangt eine münze aus meinen portemonnaie, welche magnetisch am schwarzen stein kleben bleibt. die beiden gegenstände muss ich in der hand halten, während ich erneut im stuhl sitzen bleibe.

 

später, immer noch ohne zeitgefühl, holt mir der schaman erneut ab. er zündet ein streichholz an, welches aufflammt. sogleich wirft er es auf den boden, das hölzchen erlischt aprubt. nachdem er das zweimal gemacht hat und ich total dumm in der gegend umher stand, drückt er mir einen eisenstab in die rechte hand. er geheisst mich, auf den boden zu stampfen und mit beiden händen boxbewegungen zu machen, während er noch einige andere streichhölzer anzündet. okay, bei diesem zeitpunkt dachte ich wirklich an eine absolute verarschung mit versteckter kamera oder ähnlichem... ihr hättet mich ja sehen sollen! oberdämlich, in der dunkelheit, stampfend wie ein kleinkind, dem etwas nicht passt, und boxend, mit dem metallstab in der einen hand. und der schaman ist etwa 5 meter entfernt und wirft brennende streichhölzer auf den boden. what the fuck?! ich konnte mir überhaupt - ÜBERHAUPT! - keinen reim auf das ganze machen.

 

danach muss ich meine brille abziehen. ich lege sie auf die holzbank. der schaman nimmt das schwert und klopft damit fast alle stellen meines körpers ab: meine arme, meinen kopf, den rücken, die brust, die beine. dann tröpfelt er sich eine flüssigkeit in seine handfläche und streicht mir diese durch meine haare und unter meinen pullover an die nackte brust und den nackten rücken. zudem schmiert er mir die handgelenke ein, die finger, sowie die arme und die beine. das ganze wiederholt sich mit insgesamt etwa fünf flüssigkeiten aus verschiedenen fläschchen. zuletzt presst er eine zitrone über meinen kopf aus und verteilt den saft in meinen haaren und an meinem rücken. danach nimmt er die blüten der weissen rose und fährt mit seinen händen den genannten körperteilen entlang. manchmal muss auch ich mir die (meistens) gut riechenden wässerchen in die hand schütten und mir danach mit der flüssigkeit meinen nacken tätscheln. als ich nach dieser wässerchenzeremonie - mit nassem haar - frage, ob ich meine brille wieder anziehen dürfe, sagt der schaman: "nein, das ist schlecht! brillen sind schlecht!" - what the fuck zum zweiten...

 

es gab auch momente, wo wir alle drei an der einen stelle warteten, während der schaman zwischen der wolldecke mit den zutaten und der hauszufahrt hin- und herging. er schwankte beträchtlich, murmelte undefinierbares zeugs vor sich hin, schwafelte was und pfiff ebenfalls über verschiedenste flaschenhälse. was er genau in der dunkelheit bei der hauszufahrt trieb, weiss niemand ausser er.

 

nun gut. das sind so die wichtigsten sachen, an welche ich mich erinnern kann. der schaman erteilte mir am ende folgende ratschläge: I) ich solle aufhören, zu rauchen. das sei ganz schlecht. - ich sage: "ich werde es versuchen." und denke "danke, weiss ich selbst." II) ich solle meinem vater einen tag auf die arbeit begleiten. - lässt sich einrichten. soll ich maler werden, damit meine migräne verschwindet?! III) er verlangt meine passkopie aus meinem portemonnaie, steckt diese und eine münze zusammen mit einem kleinen fläschchen in ein plastiksäckchen und gibt mir das ganze mit den worten: "gibt dieses paket deinem vater." - ich sage: "ich werde es machen." und denke "was zum teufel hat mein lieber dädi mit dieser ganzen geschichte zu tun?!"

 

es gibt einen abschliessenden trank. sieht aus wie tomatensaft, riecht aber anders. dieses getränk verursacht mir leichtes magenbrennen. ich versuche, den ganz minimen schmerz zu ignorieren, während ich erneut im stuhl sitze und die welt irgendwie nicht mehr so ganz verstehe. wie schon geschrieben: ich habe absolut keinen blassen schimmer, was ich von der ganzen geschichte hier halten soll.

 

nach weiteren 30 minuten wartezeit führt mich der schaman ins hausinnere. in einem zimmer legt er eine matraze auf den boden und wirft zwei wolldecken drauf. ich könne mich hier ausruhen. zimmer ist wohl das falsche wort für diesen raum. das ganze erinnert mich eher an eine abstellkammer. viel gerümpel steht umher und über mir tropfen fleischstücke, welche zum trocknen aufgehängt worden sind.

 

ich weiss nicht, wie lange ich auf der schmutzigen matraze vor mich hingedöst habe. nach vielleicht zwei stunden weckt mich señor solis. ich habe eiskalte füsse. wir gehen erneut ins esszimmer. das frühstück wird zubereitet. das ehepaar von gestern nacht ist nicht anwesend. wahrscheinlich sind sie schon nach hause zurückgekehrt, ich frage nicht nach. das morgenessen besteht aus aus reis, einer kartoffel und einem stück käse, dem typischen, welchen man überall hier in südamerika erhält und leicht säuerlich schmeckt. dazu gibt es zuckerrohrsaft. erneut.

 

die mehrheit der familie ist anwesend. die jungs bereiten sich für die schule vor. drei schweine streunen zwischen kochherd und esstisch umher, eine katze stiehlt ein fleischstück aus einem kochtopf. ich frage nach der toilette und der jüngste sohn zeigt mir den weg. das klo (ein loch in einem zementblock) ist 30 gehsekunden vom haus entfernt und durch wellblechwände abgeschirmt.

 

nachdem ich mich bei der familie bedankt und verabschiedet habe, fährt mich der sohn vladimir auf dem gleichen mototaxi zurück nach huancabamba zu meinem hostel.

 

irritiert, irgendwie komisch, belustigt amüsiert fühle ich mich nach dieser nacht. auf alle fälle war es eine wahnsinnig eindrückliche erfahrung und nur schon der besuch bei der familie mit dem nacht- und morgenessen war diese reise wert. was die magischen wässerchen und die ganze zeremonie schlussendlich bringen wird, werden wir sehen. ob es ein nachteil ist, dass ich dem ganzen zauber nicht wirklich glaube, steht ebenfalls noch in den sternen. aber: seit dieser hexennacht ist meine migräne bereits wieder zweimal aufgetaucht. vielleicht lässt die eintretende wirkung der kraft des schamanen noch etwas auf sich warten. wer weiss...

 

17/08/2012: killerfilm, alptraum-hostel und heimweh

nach dem besuch beim schaman brauche ich ein kurzes nickerchen und setze mich danach um 9 uhr in einen bus retour nach piura. wiederum blick auf die unglaublich faszinierende landschaft: grüne bergketten soweit das auge reicht und tiefe abgründe. im bus zeigen sie heute den film el tournamente und ich frage mich einmal mehr, warum eigentlich immer thriller und pistolendominierende actionfilme gezeigt werden, obwohl jedesmal mindestens ein dutzend kleinkinder mitfahren. abends ankunft in piura. leider gibt's heute keinen bus mehr nach chiclayo, wo ich eigentlich hinwollte. deshalb mit taxi ab ins zentrum. nehme das günstigste zimmer das ich finden kann und lande prompt in einem horrorhostel mit plastikbett, schimmel an den wänden, stinkendem wc und dem wohl ungeniessbarsten hamburger zum nachtessen. ich lese ein bisschen und lege mich früh schlafen - mehr kann man hier auch wirklich nicht machen. in situationen wie diesen, alleine in irgendeiner hässlichen unterkunft, sehnt man sich ganz fest nach hause...

 

18/08/2012: reinfall

7 uhr 15 abfahrt nach chiclayo. schon bei der einfahrt in diese stadt weiss ich, dass es mir hier nicht gefallen wird. staubige strassen, zerfallene häuser, unfreundliche menschen: hier bleibe ich auf alle fälle nicht lange! kann meinen grossen rucksack in einem hotel zur aufbewahrung abgeben, mache mich schnurstracks auf zu einem busunternehmen und kaufe noch für den selben abend ein busticket. zieldestination: egal, einfach nur weg von hier! danach fahre ich mit einem taxi collective zum mercado modelo, wo gleichzeitig auch ein kleiner hexenmarkt untergebracht ist. es gibt kiloweise getrocknete kräuter, wässerchen und mittelchen für steigernde potenz und so, whodoopuppen, talismane und raucherstäbli. die zeit bis zum abend verbringe ich im internet, mit lesen und fruchtsaft trinken. anmerkung: diese jugos naturales hier sind einfach nur schrecklich wässerig!

 

fahrt nach lima im luxusbus der firma cruz del sur, welche mir empfohlen wurde. fühle mich wie an einem flughafen: es gibt einen baggage claim, mettaldetektor, passkontrolle, angestellte in krawatten, kopfkissen und warme decken, ein nachtessen wird serviert. und dieses ist sogar noch besser als dasjenige der swiss... :-)

 

19/08/2012: bustag

im morgengrauen erreichen wir die vororte der hauptstadt perus. sanddünen und meer, nebel. einstöckige kleine häuser aus beton oder backsteinen, ein wellblechdach darüber. viele reklamen und als einzig schönes kann ich eine kleine bunte häusergruppe auf einem hügel ausmachen. lima hört sich nicht so interessant an, ausserdem rennt mir je länger je mehr die zeit für den rest meiner reise davon und grossstädte habe ich schon zu oft gesehen. deshalb bleibe ich nur grad' einige stunden am terminal, um die zeit bis zur nächsten busabfahrt zu überbrücken. holly, meine reisepartnerin aus ecuador, ist zur gleichen zeit ebenfalls in lima und wir trinken kaffee und unterhalten uns über die reiseerlebnisse der letzten tage. nachmittags fahre ich weiter nach ica. die strasse ist von sandwüsten umgeben. wir kommen in pisco an. vor 5 jahren hat ein erdbeben diese stadt und die umgebung arg in mittleidenschaft gezogen. der wiederaufbau schleppt sich so dahin und man sieht viele zerfallene häuschen. die armut ist seh- und spürbar. kurz vor dem eindunkeln erreichen wir ica. zwei andere touristen wollen - wie ich - ebenfalls noch weiter nach huacachina und wir teilen uns für diese zehnminütige fahrt ein taxi. zimmerbezug im hostel desert nights und zusammen mit drei anderen backpackern cocktailtrinken, abendessen und relaxen. nice day!

 

20/08/2012: huacachina - this place is so crazy!

inmitten von sanddünen ist diese kleine laguna mit palmen und dutzenden hostels errichtet worden. die ganze oase zählt gerade mal 115 einwohner. einmal erstellt für reiche peruanische familien wird huacachina heute vorallem von internationalen touristen besucht, um sich in der riesigen wüste zu tummeln. auch ich erklimme eine sanddüne und gehe um 4 uhr nachmittags auf eine tour mit: sandboarden ist angesagt, die hauptattraktion dieser ortschaft. zuerst geht es in einem buggy auf wilde fahrt durch die wüstengegend. in diesem gefährt schlittern wir auf dem sand umher, springen regelrecht über die "kliffen" der sandberge und ich fühle mich wie auf einer achterbahnfahrt. inklusive freefall-feeling. toll! dann - auf dem gipfel eines sandberges, schnallt man sich ein holzbrett an die füsse und kann den sandberg herunterboarden. oder für solche wie mich, die noch nie so wirklich auf einem brett gestanden sind, gibt es auch die variante "bauch", wo man sich auf das brett legt und kopfvoran die steilen hänge hinunterschlittert. genial! insgesamt drei sanddünen können wir hinunterrasen, anschliessend gibt es einen sonnenuntergang und man könnte sich wirklich in der sahara vermuten: ich bin umgeben von nichts als sandhügeln. für den nächsten tag wäre ich eigentlich gerne zu der isla ballestas gefahren, um pinguine zu beobachten. ein ehrlicher tourguide rät mir aber davon ab, weil zu dieser zeit nur eine geringe chance besteht, die tiere zu beobachten. ausserdem hat es momentan viele hohe wellen, weshalb nicht einmal sicher ist, ob die boote den hafen verlassen. na dann, lassen wir doch diesen ausflug lieber bleiben!

 

21/08/2012: nichtstun. muss auch mal sein.

statt auf der insel verbringe ich also den nächsten tag wiederum in huacachina. und zwar mache ich so praktisch überhaupt nichts. super fruchtsalat zum frühstück, lesen, relaxen, skypen, sonne geniessen und glacé-schlecken. abends geht es im nachtbus nach arequipa, wo ich mich mit holly aus australien verabredet habe. schön zu wissen, wieder einen reisepartner zu haben.

 

22/08/2012: wettergeniessen in arequipa

nach erfolgloser hostelsuche und drei telefonaten mit holly finde ich die auberge dann doch noch. wäschesack in der lavanderia abgeben und dann spaziergang durch die wunderschöne kolonialstadt, welche von zwei schneebedeckten bergen umgeben ist. besuch des kloster santa catalina. wunderschöne innenhöfe, fassaden sind orange und blau bemalt, ein labyrinth durch ehemalige zellen der nonnen und kleinen kapellen. tollstes wetter - herrlicher tag. anschliessend marktbesuch und das geniessen der abendstimmung in winzigen gässchen der stadt. znacht: pisco sour (wahrscheinlich das lieblingsgetränk meiner reise!), wein und pizza in der für gringos dominierenden restaurantstrasse.

 

23 + 24/08/2012: cañón del colca

via unserem hostel haben holly und ich einen transport in einen der tiefsten canyons der welt gebucht. bereits um 3 uhr in der früh (das kann man gar nicht früh morgens nennen, das ist eher mitten in der nacht...) holt uns ein kleinbus ab. wir erreichen kurz nach sonnenaufgang das eiskalte chivay, wo es frühstück gibt. weiterfahrt an kleinen steinmauern entlang, welche aufgestellt wurden, um die grundstückgrenzen der bauern zu kennzeichnen. die gegend erwacht langsam. bald erreichen wir den mirador cruz del condór, wo wir einigen kondoren beim fliegen über dem canyon zuschauen. wahnsinnslandschaft und eindrückliche kliffen an dieser riesigen bergkette. um 10 uhr erreichen wir cabanaconde, wo wir gemütlich loslaufen und einem steilen abstieg entlang zu einer oase wandern. es ist extrem staubig, viele steine liegen im weg und es ist drückend heiss. mehrere maulesel kreuzen unseren weg. metertiefe abhänge dominieren den abenteuerlichen weg. kurz nach mittag erreichen wir die kleine anlage direkt am rio colca und beziehen ein einfaches bungalow, essen eine kleinigkeit und relaxen dann am pool. später gibt es znacht, bier und unterhaltsame gespräche mit anderen gästen.

 

um der drückenden sonne zu entweichen marschieren wir am nächsten morgen schon früh los und nehmen den gleichen weg zurück. die 1000 höhenmeter bewältigen wir in knapp 2.5 stunden. wir sind total erledigt! :-)

 

in einem restaurant frühstücken wir und steigen um halb zwölf in den bus, welcher uns zurück nach arequipa bringt. die fahrt dauert geschlagene 7 stunden. landschaftsmässig gibt es so einiges zu sehen: wunderschöne aussicht auf den fluss und das canyontal, fahrt durch eine sumpflandschaft, viele steinmännchen wurden am strassenrand aufgebaut. ein reh guckt interessiert dem vorbeifahrenden bus zu, eine alpacha-herde grast friedlich vor sich hin. gelbe wiesen, büschelhohes gras, steinige weiten - sehr abwechslungsreich. ebenfalls begeistern mich die hüte der einheimischen frauen. das sind eine art zylinder, aber aus weichem stoff hergestellt, bunt verziert mit kristallen bestickt. sieht toll aus.

 

nach kurzem aufenthalt in arequipa mit fastfood-nachtessen und umpacken der rucksäcke fahren wir mit weiteren nachtbus direkt weiter nach cusco.

 

der cañón del colca hat uns begeistert und das tal hätte noch so viele andere wanderwege und eindrückliche landschaften zu bieten. doch auch dieser zweitägige ausflug hat sich total gelohnt.

 

25 + 26/08/2012: die zwei welten cuscos

wir residieren im tollen hostel antarki. priorität hat das buchen einer tour für machu picchu. was sonst noch so geschah: tolles frühstück mit der wohl besten omlette der welt. auf der suche nach trekkingequipement im mercado commercial. torta de tres leches: ein trockencake mit dulche de leche, beträufelt mit milch und verziert mit schlagrahm. lecker! mittagessen im mercado central: an den meterlangen theken bereiten frauen mit schürze und chefkochmütze almuerzos zu, es gibt alles was das herz begehrt! fisch, ceviche, fleisch, reis und gemüse,... und es ist sooooo günstig. wir zahlen pro person 1.50 franken und sind satt! wetter ist nicht so toll. stadt hingegen wunderschön. weisse kolonialhäuser und grosser torbogen an einem der vielen plazas. holly ist coiffeuse und ich profitiere davon: umsonst kriege ich einen neuen, tollen haarschnitt verpasst. erneut pisco sour in einem pub. ich liebe diesen drink! der alkohol pisco wird gemixt mit zitronensaft, eiweiss und eis. tönt nicht so gut, ist aber superlecker. bier in einer lokalbar mit besoffenen einheimischen...

 

sonntags erneut mittagessen auf dem markt, wo es übrigens auch tolle fruchtsäfte gibt. unter anderem degustieren wir den jugo aubergine-ananas. gar nicht mal so schlecht. anschliessend spaziergang durch vororte cuscos. obwohl wir ganz nach am zentrum sind, ist der krasse wechsel nicht zu übersehen: armut dominiert. überall liegt abfall. mitten auf dem trottoir steht ein offener kessel, woraus irgendein saft geschöpft und verkauft wird. gerupfte hühner werden angeboten. mit farbigen tüchern umwickelte leute sitzen vermutliche tagelang am boden und bieten ihre karroten und tomaten an. die füsse der marktleute sind einheitlich dreckig und ihre gesichter ausdruckslos. ich schlucke leer und weiss nicht, wie ich mich fühlen soll...

 

27 - 31/08/2012: auf dem salkantay-wanderweg zum machu picchu

tag eins. um 4 uhr 30 werden wir im hostel abgeholt. im kleinbus geht's in das 2900 müm gelegene mollepata. nach dem frühstück marschieren wir los. unsere gruppe besteht aus einigen australiern, wovon die meisten ganz toll drauf sind und als absolute hipster durchgehen, einigen päärchen aus ecuador, peru und holland, einer französin (ach, wie ich diese sprache vermisst habe...), drei israelis, die total langsam marschieren und sich über jeden und alles beschweren, einem typen aus kanada und einer studentin aus amerika, welche nicht weiss, wo die schweiz liegt und keine ahnung hat, wie die beiden kandidaten für die kommenden präsidentschaftswahlen heissen (und das in jenem land, wo sie wohnt!) - und so eine will mal ärztin werden!

 

geführt wird die truppe von miguel, einem tollen typen mit dauerlächeln und seinem co-guide rudy. dieser mag keine songs von don omar und daddy yankee, weil diese nur immer über den sex und chicas singen. er habe ja schliesslich eine mutter und eine schwester die er über alles liebt und diese lieder mit immer nur dem einen thema passen ihm da überhaupt nicht. zwei minuten später erzählt mir rudy aber ausführlich von seinen zwei (!) freundinnen, die in der gleichen stadt leben, aber bislang noch nichts voneinander wissen... :-)

 

nun aber zur tour: zuerst einer strasse entlang, gemütlicher spaziergang, einige steile abkürzungen. kokablätter kauen. die pflanze hilft gegen die höhenkrankheit, vertreibt das hungergefühl und verleiht energie. man stopft sich die blätter ins mund, gibt schwarze pflanzenasche (llipta genannt) dazu und vermischt alles unter ständigem kauen. kurz darauf tritt das betäubende gefühl ein, das man auch von der spritze beim zahnarzt kennt. schon bald gibt es mittagessen. ist zwar ganz gut, aber nach dem lunch haben immer noch alle hunger... wanderung führt an wunderbarer szenerie vorbei. riesige berge, zwei davon schneebedeckt, welche von der nachmittagssonne beleuchtet werden. es ist trocken. pferde, kühe und lamas weiden auf den ackern, hühner gackern umher. wir passieren zwei einfache häuser. männer sitzen draussen und unterhalten sich, während eine frau geschirr abwäscht. ihr kleines mädchen grüsst freundlich. auf der ganzen strecke gibt es immer wieder snackstände, wo man zwischenverpflegung und wasser kaufen kann.

 

um 17 uhr erreichen wir unser lager in soraypampa, auf 3900 müm gelegen. in einem riesigen zelt wurden kleine zwei-personen-zelte aufgebaut. nach einem heissen tee mit popcorn und guetzli gibt es znacht und schon bald ist nachtruhe angesagt.

 

tag zwei. es ist eisig kalt, um 5 uhr in der früh. unser guide serviert uns tee ans bett. also bett... er serviert uns tee an die dünne matte und an den viel zu dünnen schlafsack. wir sind durchgefroren!

 

nach dem frühstück geht's zum höchsten punkt der gesamten route, dem salkantay-pass auf 4650 müm. der höchstgelegene punkt, den ich jemals bestiegen habe. es beginnt mit einem sanften anstieg an den bergen vorbei. an einem bergsee legen wir eine kurze pause ein. für die inkas war der ort eine gottesverkörperung und zwar ganz einfach weil wasser leben darstellt. aber auch ein frosch galt beispielsweise als gottesverkörperung, weil er als regenanpreiser gilt, und regen ist erneut wasser, was wiederum leben bringt. irgendwie verkörperte für die inkas so ziemlich alles gott, auch die aufgebauten steinmännchen auf dem weg. warum auch immer...

 

nach der pause am see beginnt der beschwerliche, steile aufstieg im dichten nebel. die altitude merkt man, das schnaufen fällt schwer und man geht ganz langsam und gemütlich. auf dem gipfel ist es eisig kalt und windig. nach den obligaten fotos marschieren wir bald weiter. wir gehen durch immer noch dichten nebel, ganz nahe auf einem anderen gipfel hat sich vor kurzem eine kleine schneelawine gelöst. wir gehen über gelbgrünes gras, riesige steine stehen irgendwo im nirgendwo auf diesem feld. es herrscht eine mystische stimmung. dann ein abstieg, vorbei an rötlichen felsen. je weiter wir marschieren, desto mehr bäume gibt es zu sehen, vogelgezwitscher ertönt. plötzlich befinden wir uns in dichtem jungle, es ist immer noch neblig. schlussendlich verziehen sich die nebelschwanden doch noch und wir erhaschen einen grandiosen blick auf den rio lluskamayo und einem berg voller nebelbäumen mit lianen.

 

bald darauf erreichen wir das nächste campement, gut 2000 höhenmeter tiefer gelegen als der pass. bei einem bier wärmen wir uns auf (wenigstens meinen wir das...) und spielen karten. das spiel nennt sich shithead, ist bei uns rucksacktouristen relativ bekannt und ist sehr unterhaltsam. heutiges nachtessen: buffet mit pasta, pommes, gemüse-poulet-salat und reis. und obwohl die suppe mal wieder extrem viel koriander drin hat, schmeckt das ganze total gut.

 

tag drei. tagwache 5 uhr 30. wir passieren eine hängebrücke und laufem dem fluss entlang. im subtropischen regenwald mit wildblühenden walderdbeeren geht's an steilen abhängen entlang, wo sich auch schon ab und zu eine kleine felslawine löst... geniale aussicht auf grüne berge. irgendwo auf einer schönen wiese gibt es eine pause. unser guide erzählt uns, dass die strecke, welche wir nun in 2 1/2 tagen zurückgelegt haben, früher von den inkas in rund 10 stunden bewältigt worden sei. natürlich mit unterstützung von gekauten kokablättern... nichts desto trotz ist diese leistung schlichtweg beeindruckend.

 

die wanderung führt an unzähligen, weiss-flauschigen raupen vorbei. ein spezieller stein lässt wegabschnitte im sonnenlicht glitzerig erscheinen. man entdeckt so viel in diesen fremden ländern: immer wieder gibt es interessantes unbekanntes zu bestaunen. am flussufer kühlen wir unsere füsse im eisig kalten wasser des lluskamayo-flusses. das mittagessen gibt es in einem campement, das mit seinem holzhütten an strandhäuser erinnert. ferienstimmung kommt auf, wir trinken weisswein und kaufen glacé.

 

der nächste wegabschnitt wird in einem kleinbus bewältigt: nach gut einer stunde erreichen wir unser nächstes campement, wo wir unser gepäck deponieren, in die badehose schlüpfen und dann wieder in den bus steigen. wir fahren am fluss entlang, respektive wir fahren im ehemaligen fluss. unwetter und starke regenfälle vor drei jahren haben das ganze tal überflutet und der wasserspiegel war damals zirka 3 meter höher als heute. eindrücklich und erschreckend, wenn man sich das vor augen führt... nach 30 minuten fahrt erreichen wir die hotsprings, drei warme pools, wo wir bädelen und relaxen.

 

zurück im camp: teatime, riesenznacht mit suppe und diversen köstlichkeiten und danach ein grosses lagerfeuer. wir geniessen den lauen abend, trinken einige biere, quatschen und tanzen zu salsa, "ey magarena" und zu europa-disco-hits.

 

tag vier. ab heute müssen wir unsere rucksäcke selber tragen, die pferde sind nicht mehr im einsatz. holly, ich und einige andere entscheiden uns für die gemütliche variante und legen den ersten teil der heutigen strecke im kleinbus zurück. es ist ohnehin total staubig, unspektakulär und heiss auf diesem streckenabschnitt. da ist der bus eine gute wahl. nach der fahrt marschieren wir etwa drei stunden lang dem zuggleis entlang nach aguas calientes. links und rechts der bahnschienen dominiert dichter, grüner jungle. ich gehe mal alleine, mal im gespräch mit anderen touristen, mal mit musik im ohr. an einem verkaufsstand genehmigen wir uns bananen und granadillas, meiner neuen lieblingsexotikfrucht, mit den süssen, schwarzen kernen.

 

kurz nach mittag erreichen wir aguas calientes, dem eigentlichen ausgangspunkt, um machu picchu zu besteigen. hier gibt es nichts als tourismus, überteuerte restaurants und souveniranbieter. wir relaxen, essen pizza, trinken bier, spazieren zum fluss und durch das dörfchen. nachtessen mit der gruppe in einem der unzähligen gringo-lokalen. und dann ein kleiner schock für holly und mich: irgendwie hat unser touristenbüro mist gebaut und wir können den grossen aussichtspunkt morgen in machu picchu nicht besteigen. von diesem berg hätte man eine geniale aussicht auf die ganze inkastadt gehabt. wir sind enttäuscht. schade.

 

tag fünf. the day. 4 uhr 30 tagwache. steiler aufstieg in der dunkelheit zum machu picchu, wahrscheinlich der touristenattraktion in südamerika. am eingang gibt es eine strenge ticket- und passkontrolle, das anstehen erinnert mich paradoxerweise an den europapark. es herrschen komische regeln hier: so ist beispielsweise das essen von brot im gelände strengstens verboten - meinen orangensaft im tetrapack darf ich aber trinken. es darf auch nicht gesprungen werden, was ich später, als ich mein obligates gump-föteli machen will, noch erfahren soll.

 

machu picchu. die stadt, von den inkas erbaut, wurde 1911 von hiram bingham entdeckt. die genau geschichte über den bau ist immer noch unbekannt. anscheinend soll die bauzeit rund 70 jahre gedauert haben. von hand wurde die stadt erstellt. nicht mehr als 500 personen sollen hier gelebt haben, oftmals waren die häuser zweistöckig.  ebenfalls gibt es ein grosses gebiet in terrassenähnlicher form, welches für die landwirtschaft genutzt wurden. peru rühmt sich, 4000 arten von kartoffeln zu haben - sie war auch die kulturpflanze der inkas. die ruinen der häuser selbst, die tempel und paläste sind gross, eindrücklich, das gelände weitläufig. ich bin begeistert. wir wandern ein bisschen umher, gehen zur inka-brücke die als verbindungsweg genutzt wurde und staunen über den steilen abhang.

 

relaxen in der warmen sonne und picknicken hinter einem grossen stein. wir passen gut auf, dass uns kein securitas erwischt... wie bereits erwähnt, essen im park ist strengstens verboten! wir fühlen uns ein bisschen wie schulkinder, die auf dem pausenhof heimlich eine zigarette rauchen...

 

es gäbe einen bus, der retour nach aguas calientes fährt. dieser kostet aber ganze us$ 9 (wie gesagt... machu picchu ist die touristenattraktion) und so entscheiden wir uns, den rückweg zu fuss zu bewältigen.

 

mit einigen anderen unserer gruppe essen wir ein spätes zmittag, gucken den lokalen jungs danach beim fussballspielen zu. hier in aguas calientes gibt es wohl mehr touristen als einheimische und irgendwie sind alle auf irgendeine art und weise in den tourismus involviert. trotzdem gibt es noch eine lustige beobachtung: die müllmänner fahren hier mit dem güselwagen durch die strassen und läuten mit ihrer klingel in der hand wie es bei uns der samichlaus tut. die einheimischen rennen beim geräusch der klingel aus den häusern und geben ihren abfall ab.

 

um 19 uhr besteigen wir den zug, erhalten snacks und getränke, wechseln nach halber strecke in einen bereitstehenden bus, welcher uns retour nach cusco bringt.

 

was ich noch vergessen habe: die australier & ihr gringo-punkte-system. ich liebe diese idee! drei aussies haben ein spiel entwickelt, bei welchem es darum geht, möglichst viele punkte zu sammeln. und zwar erhält man diese für spezielle und absolut nicht-touristische sachen, welche man auf der reise unternimmt. ein besuch von machu picchu also bringt einem negativpunkte ein. weil es total touristisch ist. wenn man jetzt - wie wir alle - auf einer geführten tour zu machu picchu pilgert, gibt das nochmals extra minuspunkte. und wenn der guide auf dieser tour englisch spricht, ebenfalls nochmals. wenn man aber auf dem lokalen markt zu mittag isst, kriegt man zwei punkte gutgeschrieben. wenn man etwas neues probiert, das man nicht kennt, gibt es ebenfalls noch einen extrapunkt. taxi: minuspunkte. zu fuss gehen und auf spanisch nach dem weg fragen: ein pluspunkt. :-)

 

und was ich auch noch - so ganz allgemein - erwähnen möchte: die südamerikaner wissen irgendwie nicht, wie sie unsere namen exakt schreiben müssen... so wurde ich schon einmal als inkas bezeichnet und ein anderes mal als lokas keliesen. holly, die mit nachname walter heisst, musste ihren namen auf einem busticket als wacyzr entziffern und einmal nannte man sie hole (engl., auf deutsch übersetzt "loch"). und auch der israeli mit name matan wurde vermutlich schon einige male schief angeguckt, als er seinen namen nannte. matan heisst auf spanisch nämlich "sie töten" ...

 

01 + 02/09/2012: zurück in cusco

ausschlafen, endlich wieder heiss duschen, reklamation bei der touragentur (weil wir ja nicht auf den aussichtspunkt konnten), burger und fruchtsaft als spätes frühstück, internet, herumschlendern in der stadt, aussicht von der calle huaynapata auf die dächer der stadt, feines zmittagessen und lesen im spannenden buch "before i go to sleep". toller thriller!

 

abends treff mit den meisten, die auf der tour dabei waren im irishpub. danach nachtessen, cocktailtrinken in einer lounge mit liveband, feiern in disco inkateam und anschliessend electronica in einer undergrundbar. toller abend!

 

den sonntag taufe ich "i feel like a piece of shit - day". ausschlafen, packen, lunch mit den australiern, kaffe und kuchen, rumsitzen, hauptsache nicht gross bewegen. auf einem platz erklingt traditionelle panflötenmusik aus den andenregionen aus boxen und jungs & mädels üben einen tanz ein.

 

holly und ich essen in einem lokalen restaurant in einer seitengasse einen kleinen imbiss, holen im hostel unsere rucksäcke ab und fahren mit dem taxi (minus zwei gringo-punkte...) an den terminal. ab ins letzte land: bolivien, ich komme!